Mord in Hintergersdorf

Über den Mord, welcher am 13. d. M. Abends in Hintergersdorf bei Tharand verübt worden ist, erfahren wir Folgendes: Die Ermordete ist die noch nicht 30 Jahre alte Ehefrau des Holzhändlers Mangelsdorf daselbst. Während letzterer an dem bezeichnetet Abend gegen 9 Uhr in ein benachbartes, eine halbe Stunde von Hintergersdorf entferntes Dorf gegangen, um sich bezüglich einer in den nächsten Tagen abzuhaltenden Holzauction des Näheren zu unterrichten, hat sich seine Ehefrau mit ihrem 7 Jahre alten Knabe in die eine Treppe hoch befindliche Schlafkammer zur Ruhe gelegt. Gegen 11 Uhr kehrt der Ehemann in seine Behausung zurück und findet, wie nie vorher, die Schlafkammer von innen verriegelt. Trotz wiederholtem Klopfen an die Thüre vermag er die Frau nicht zu wecken, nur die Stimme des inzwischen wach gewordenen Kindes hört er, wie dasselbe: “Mutter, Mutter!” ruft. Aber vergebens, die Mutter hört die Stimme ihres Kindes nicht mehr, – das Kind hatte keine Mutter mehr. Da, von bösen Ahnungen erfüllt, holt der Ehemann einen in dem Hause mitwohnenden Handarbeiter herauf und in Gemeinschaft mit diesem wird die verriegelte Schlaffstubenthüre unter Anwendung einer Hacke aufgesprengt. Welcher Anblick! Die junge Frau liegt mit zerschmettertem Kopf und halbdurchhauenem Hals in dem Bett, die Commode ist gewaltsam erbrochen und aus derselben die Baarschaft von circa 800 Thalern gestohlen. Das in derselben Kammer schlafende 7 jährige Kind hat zu seinem Glücke nicht Zeuge der grauenvollen That sein sollen; ein guter Engel hat ihm seinen Schlummer während der Ausführung derselben bewahrt; wäre es erwacht, der Verbrecher würde sich nicht gescheut haben, um jede Zeugenschaft seiner blutigen That zu vertilgen, auch dieses junge Leben hinzuopfern. Hoffen wir, daß es der wachsamen Thätigkeit der Behörde gelingen werde, den Schleier, in den dieses Verbrechen sich hüllt, zu lüften und den durch diese neue blutige That beunruhigten Gemüthern die Genugthuung zu gewähren, die ihnen bei der Großenhainer Mordthat bis jetzt leider versagt geblieben ist.

Quelle: Erzgebirgischer Volksfreund, 18.10.1865

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