Tharandt wurde von den ältesten Zeiten an von den Kriegen und ihren Folgen hart betroffen. Im 30 jährigen Kriege (1632) wurde es von den Österreichern geplündert und sogar seines Kirchenschmuckes beraubt. Nach einer Anmerkung auf dem Titelblatt des städtischen Kaufbuchs Nr 7 sind in der Zeit vom 15. Januar bis zum 10. Juni 1637 6670 Mann österreichische und kurfürstliche Soldaten “mit Vieh und Vorrat wegen der Feinde des Schweden vermöge Specifikation” hier einquartiert gewesen.
Durch den 7 jährigen Krieg litt es so sehr, daß man die Kriegsschäden auf 13400 Taler berechnete und daß es im Jahre 1763 1433 Taler Kriegsschulden hatte, von denen 1784 erst 764 Taler bezahlt waren. 1758 zogen österreichische Husaren und Kroaten hier durch und setzten sich im Walde fest und trieben Kontributionen ein. Im Jahre 1762 wurde Tharandt von den Preußen überfallen und ausgeplündert. In den Befreiungskriegen und namentlich in den Jahren 1806 – 1807 und 1813 hatte es unter der Last einer furchtbaren Einquartierung schwer zu leiden.
Am 9. Mai 1849 morgens zog nach Besiegung des Dresdner Aufstandes die provisorische Regierung mit dem ganzen Troß der Aufständischen (über 1200 Mann) auf der Flucht durch Tharandt. Im Gasthof zum Hirsch, wo selbst mehrere von den Aufständischen einkehrten, entluden sich bei dieser Gelegenheit zwei Gewehre, ohne jedoch dadurch weiteren Schaden anzurichten. Die Kugeln drangen in die Decke und blieben dort sitzen. Zur Erinnerung hieran wurden die beiden Stellen mit dem Datum und der Jahreszahl versehen. Die vom Juni 1849 bis August 1850 auch gegen Tharandt eingeleitete Kriminaluntersuchung wurde durch königliche Gnade niedergeschlagen, da sich herausstellte, daß sich die Stadt in den Aufruhrtagen vom 3.-9. Mai 1849 im Zustande der Not befunden habe.
Was den Krieg von 1866 betrifft, so zogen, nachdem in der Nacht zum 16. Juni die sächsische Einquartierung die Stadt verlassen, und sich nach Böhmen begab, am 17. Juni und den folgenden Tagen preußische Truppen hier ein, die am 18. und 19. Juni oberhalb des Pastritzgrundes ein Lager aufschlugen und infolge eines falschen Gerüchts, daß die Österreicher im Anzug seien, die Stadt sogar zu verbarrikadieren begannen.
Erwähnenswert ist das jetzt noch stehende steinerne Burgfriedenskreuz, welches das alte markgräfliche Meißnerische Wappen trägt und wahrscheinlich aus der Zeit Heinrichs des Erlauchten herrührt. Früher hatte man diesen Stein für ein Totendenkmal gehalten. Der früher hier lebende Finanzsekretär Schlenkert entdeckte auf ihm jedoch das Wappen, und Hofrat Freiherr von Lindemann, der sich um die Verschönerung Tharandts sehr verdient gemacht hat, versah den Stein mit einer auf Pergament geschriebenen, in einer Blechapfel verschlossenen lateinischen Inschrift, welche wir nachstehend in deutscher Übersetzung wiedergeben:
Die Wiederherstellung
dieses Grundsteins
Heinrichs des Erlauchten,
geschmückt mit Helm und Schild,
besorgte,
während er die Spuren des vaterländischen
Altertums erforschte,
im Jahre 1796
Gottfried Ferdinand Frhr. von Lindemann,
verweilend in Tharandts Auen,
damit er seine Gesundheit wiedererlange.
Quelle: Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse, mit Loschwitzer Anzeiger, 11.09.1924