Eine besondere Sparkasse für Tharandt hat seit dem Jahre 1866 ihre Wirksamkeit begonnen. Das Kassenwesen der Stadtgemeinde sowie der Sparkasse befand sich damals unter der Leitung ded Kämmerers Noack; das Vermögen der Stadt war nicht bedeutend. Duch Erbauung und Erweiterung der damaligen Schule und die Herstellung der Schloizbachmauern, die eine zweimalige Überschwemmung im Frühjahr 1865 furchtbar zerstörten, wurden der der Stadt bedeutende Opfer auferlegt und die Schuldenlast ziemlich erhöht.
Was die Brauereigerechtigkeit und das Schenkwesen in Tharandt betrifft, so hat auch wie in den meisten Städten in früheren Jahrhunderten eine besondere Genossenschaft brauberechtigter Häuser bestanden, welche nach der Reihe Bier gebraut und den Schank ausgeübt haben. Nach einer Urkunde vom Jahre 1610 wurde damals die Zahl der brauberechtigten Häuser von 88 auf 107 vermehrt. Das Recht der brauberechtigten Häuser Tharandts ist später auf die Gemeinde übergegangen; nur die Ausübung des Schankrechts hatten sich mehrere vorbehalten und es übten daselbe noch zu Anfang des vorigen Jahrhunderts so viele aus, daß auf das je fünfte Haus eine Schankwirtschaft kam. Um diesem Unwesen zu steuern, wurde 1835 und 1847 ein Schankregulativ erlassen und angeordnet, daß außer den 5 Gasthöfen in Tharandt nur 16 Bürgern die Ausübung des Wein- und Bierschanks gegen einen jährlichen Zins zu gestatten sei.
Das der Gemeinde Tharandt gehörige im Jahre 1492 erbaute Kommunbrauhaus, das auf dem Platz stand, wo jetzt die Forstliche Hochschule sich befindet, wurde 1840 an den Braumeister Weinhold für 5000 Taler und von diesem an den Staat verkauft, als die Forstliche Hochschule erbaut wurde.
Eine hervorragende Rolle in der Geschichte Tharandts spielt das Erblehngericht, welches mit vielen Vorrechten ausgestattet war. Besondere Freiheiten des Erblehngerichts stammen schon aus dem Kahre 1492. Am längsten ist das Erblehngericht im Besitze der Familie Specht gewesen. Nach vorhandenen Originalurkunden wurde das Lehngericht bereits am 28. Februar 1619 für 900 Gulden von Mathias Richter an Bartoll Specht in Großopitz verkauft. Von der Kaufsumme mußten 400 Gulden beim Kaufe erlegt und der Rest mit jährlich 30 Gulden getilgt werden. Am 3. September 1675 ging das Lehngericht in den Besitz des Johannes Specht *) für 500 Gulden über. Hieraus wurden 150 Gulden bezahlt und der Rest mit jährlich 25 Gulden getilgt. Am 21. März 1713 verkaufte Frau Rosine Busch geb. Specht das Lehngericht an ihren Bruder Christian Specht für 600 Meißnerische Gulden. Am 24. Februar 1790 wurde das Lehngericht auf Antrag des Christian Specht in ein Erblehngericht verwandelt. Am 27. Juni 1741 ging dasselbe in den Besitz des Michael Winkler über. Im Jahre 1787 am 4. März ist das Erblehngericht gerichtlich subhaftiert und der Gasthof und die Brauerei vom damaligen Besitzer der Niedermühle, Friedrich Zimmermann, für 1045 Taler erstanden worden. Ernst Heinrich Heber kaufte es im Jahre 1807 für 4600 Taler, 1862 erwarb es Friedrich Ernst Uhlmann für 10500 Taler. Gegenwärtig wird es von Alfred Knüpfer bewirtschaftet.
Bis zum Jahre 1518 gab es in Tharandt zwei kurfürstliche Mühlen. Als die Plauensche Hofmühle erbaut wurde, haben nach einer alten Urkunde die beiden Mühlen “so gegenüber an den jetzt sogenannten Reisewitzens Garten gestanden, und zwei Brüdern, so Moses geheißen, gehört haben, nicht mehr mahlen können, weil ihnen alles Wasser entzogen worden ist und so sind ihnen die beiden Tharandter Mühlen dafür gegeben und diejenigen Abgaben und Steuern von den ihrigen darauf verlegt worden.” So alt wie die vorgenannten Mühlen, scheint die Bretmühle im hinteren Badetale zu sein. Die Klippermühle dagegen ist erst im Jahre 1677 erbaut. Die Schloßmühle soll bereits im Jahre 1492 erbaut sein. Von den hiesigen Gasthöfen war der zum Erblehngericht bis gegen Ende des 18. Jahrhunders der einzige. Im Jahre 1789 errichtete der Fleischermeister Joh. Gottfr. Irmer den Gasthof zum goldnen Hirsch. Durch die fortwährende Zunahme des Fremdenverkehrs und den Besuch des Mineralbades hervorgerufen, entstand später, im Jahre 1805, der Gasthof zum Bade. Das Deutsche Haus, im Jahre 1812 von dem Besitzer Zimmermann umgebaut, erhielt im Jahre 1822 die Gasthofsgerechtigkeit, doch war es bereits 1813 eine Speisewirtschaft unter der Firma “Gastwirtschaft der Schwestern Zimmermann”, welche darin die Garküchengerechtsame ausübten, und 1815 die Firma Deutsches Haus annahm, nachdem die Tafel mit der früheren Inschrift “von vorüberziehenden Kriegsvölkern” vernichtet worden war. Im Jahre 1855 erbaute die verehelichte Schönert den Albertsalon.
Tharandt hat früher auch Bergbau betrieben; es hat auch Kalklager in der Nähe des Totteichgrundes. Bereits 1686 wurde das Lager von Martin Bord aufgefunden. Seit einigen Jahren ist der Betrieb des Kalkwerkes eingestellt und der Kalkofen abgebrochen worden.
Quelle: Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse, mit Loschwitzer Anzeiger, 11.09.1924